Antwort von Hendrik Strate, MdBvA, SPD


Antwort von Hendrik Strate, Mitglied der Bezirksversammlung Altona

...
Zunächst zu den bekannten Fakten:

Die Fläche des ehemaligen Katastrophenschutzes ist die Altonaer „8-ha-Fläche“. Jeder Bezirk war aufgerufen, eine entsprechende Fläche mit dem Ziel, eine sogenannte „Flüchtlingsunterkunft mit der Perspektive Wohnen“ zu errichten. Diese Fläche war bekanntlich ohnehin für Wohnen vorgesehen und wurde von allen Fraktionen einstimmig vorgeschlagen.

Bei diesem neuen Typ Wohnungsbau handelt es sich um „normal“ hergestellten und gestalteten Wohnraum (wie jeder andere Wohnungsbau aus). Allerdings wird dieser kurz- und mittelfristig sehr dicht belegt werden wird (ca. 5 Personen je Wohnung im Durchschnitt).
Nach dieser „Belegungsbindung" werden die Wohnungen als normaler Wohnraum mit normaler Belegung den Wohnungsmarkt zugeführt. Diese „Belegungsbindung" soll auf 15 Jahren angesetzt werden. Es können jedoch Teile bereits vorher dem freien Wohnungsmarkt zugeführt werden. Das Konzept sieht mittel- und langfristig ausdrücklich eine gesunde Durchmischung in den Quartieren vor.

Ob in Rissen auch auf der Fläche auch tatsächlich 800 Wohnungen realisiert werden können, muss die laufende Prüfung erst zeigen. Hier bin ich genauso schlau wie Sie. Das Bezirksamt erarbeitet gerade einen städtebaulichen Entwurf, der die Machbarkeiten auslotet.

Demnach ist die endgültige Zahl an Bewohnerinnen und Bewohnern in der Tat auch noch unklar. Sie wird jedoch um die 3.000 Personen zunächst zählen. Nach 15 Jahren wird sich diese Zahl jedoch zumindest halbieren.


In der Tat stellt sich auch mir die Frage, ob ein Stadtteil wie Rissen mit 15.000 Einwohnern diese Integrationsleistung schaffen wird. Für mich ist daher klar, dass dies nur mit einem hohem Volumen an Betreuung und Begleitung funktionieren kann. Hier dürfen die beeindruckend engagierten und tatkräftigen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer auch nicht allein gelassen werden. Dafür braucht es hauptamtliches Personal und ein gutes Quartiersmanagement. 
Genau das haben wir jedoch bereits in Bahrenfeld erreicht - dort sind übrigens weit mehr Flüchtlinge im Stadtteil bereits heute untergebracht als in Rissen sein werden - und dies muss und soll auch in Rissen so kommen. Anders funktioniert es nicht.

Ich sehe übrigens in den umliegenden Sportanlagen und im Rissener Sportverein eher ein Potenzial als ein Problem. Sport ist ein herausragender Integrationsfaktor und ich habe aus dem Sportverein bereits Signale erfahren, die sich proaktiv hier um die Flüchtlinge kümmern wollen. Auch das geht nicht ohne weitere Hilfe. Auch das wollen wir ermöglichen.


Ihren Wunsch nach einer Informationsveranstaltungkann ich mehr als nur nachvollziehen. Ich halte ihn für dringend geboten. Ich bin hier bereits seit Wochen am Werben für eine entsprechende Veranstaltung. Ich finde es in der Tat misslich, dass der Standort verkündet wird ohne zumindest parallel den Stadtteil mit ins Boot zu holen.

Heute wurde das Thema auch in der "Rissener Runde“ auch mit Vertretern des Bezirksamtes diskutiert. Dort kommen alle Vereine, Schulen, sozialen Einrichtungen, Kaufleute und Initiativen sowie die Kirche zusammen. Diesmal waren auch Ehrenamtliche der Kirchengemeinden dabei, die langjährige Erfahrungen mit den bereits bestehenden Einrichtungen haben.

Ich gehe davon aus, dass es nach den Herbstferien, wenn die Gespräche mit dem Bauträger geführt wurden und klar ist, was und vor allem wann etwas kommen kann, eine Informationsveranstaltung gibt. Entsprechende Absichten wurden vom Bezirksamt heute bereits geäußert.


Zu Ihren ersten beiden Fragen - die sich mir auch gestellt haben und die mich umtreiben - kann ich Ihnen keine Antworten am heutigen Tag geben. Klar ist jedoch, dass die Schulen auf Erweiterungen geprüft werden müssen, ein ordentlicher Brandschutz sichergestellt sein muss und vor allem umfassende Integrations- und Bildungsangebote zentral und dezentral bereitgestellt werden müssen. Auch die Erweiterung des Rissener Polizeipostens wurde von der SPD bereits angeregt (Neubau der Wache ist ja in Planung). 


Nun zur Frage der Größe und Auswahl der Einrichtung
Es ist unheimlich schwer, geeignete Flächen und Objekte zu finden. Der Wohnungsbau-Boom der vergangenen 10-15 Jahre hat nahezu alle einfach und mittelschwer entwickelbaren Wohnungsbau-Potenzialflächen verwertet. Kleinere, günstige Flächen gibt es fast gar nicht mehr. Wenn Sie Vorschläge haben, zögern Sie nicht, diese mitzuteilen.

Der Umstand, dass in den ersten 9 Monaten 2015 bereits über 35.000 Flüchtlinge (Vergleichszeitraum 2014: 8.774) nach Hamburg gekommen ist, Flüchtlinge in Baumärkten oder Turnhallen oder gar Zelten schlafen müssen, macht einmal mehr deutlich, dass die Zeit von kleinen beschaulichen Einrichtungen mit 60 oder 100 Plätzen leider vorbei sind.

Mit Blick auf den dringenden Bedarf an ordentlichen Unterkünften glaube ich aber, dass ein erneutes Bauleitplanverfahren nicht dem Ziel gerecht wird, schnell eine Lösung für die Unterbringung zu schaffen. Üblicherweise brauchen solche Verfahren drei und mehr Jahre. Anders als alle anderen Bezirke kann Altona immerhin auf echte Wohnungsbauflächen hier zurückgreifen. Andere Bezirke gehen in Landschaftsschutzgebiete. Die Bebauung der Feldmark in Osdorf wurde im letzten Planungsausschuss ebenfalls vehement abgelehnt. Das gleiche gilt sicherlich auch für die Flächen in der Rissen-Sülldorfer Feldmark, die Existenzgrundlage für die Landwirte darstellt.


Ich weiß, dass ich Ihre Fragen vielleicht nicht erschöpfend beantworten konnte. 

Ich kann Ihnen aber versichern, dass mich und meine Kollegen - aus allen Fraktionen - in der Bezirksversammlung diese Sorgen ebenfalls beschäftigen und wir gemeinsam mit der Verwaltung versuchen, im Rahmen unserer Möglichkeiten (Flächen bereitstellen) das Beste zu tun.

Wenn Sie weitere Fragen haben, sprechen Sie mich gerne direkt an. Ich bin in den Herbstferien allerdings nicht erreichbar, danach jedoch gerne wieder.


Mit freundlichen Grüßen

Henrik Strate

__________

H e n r i k   S t r a t e
Mitglied der Bezirksversammlung Altona
Vorsitzender des Planungsausschusses sowie
Mitglied im Bau- und im Verkehrsausschuss